Autor*in: ein*e Pfadfinder*in
Ein Kind wird geboren – wir feiern die Geburt Jesu. Was ist so besonders an diesem Kind? Wir Christen glauben, dass Gott seinen Sohn geschickt hat, um uns von allem Schlechten auf dieser Welt zu erlösen. Die Menschwerdung Gottes ist eine ganz schön komplizierte Sache und es fällt uns manchmal schwer zu glauben, dass Jesus wirklich so besonders war, wie in der Bibel erzählt wird. Vielleicht war er nur ein ganz gewöhnlicher Mensch? Es ist bewiesen worden, dass es einen Jesus gegeben hat, und das ist wahr, unabhängig davon, ob wir an ihn glauben oder nicht.
Ich bin mir sicher, dass Jesus „nur“ ein Mensch war wie du und ich. Er war genauso gewöhnlich und genauso einzigartig, wie es jeder von uns auch ist. Wenn wir an Jesus glauben, haben wir als Pfadfinder auch kein Problem damit, unser Leben nach Jesus Christus auszurichten, wie wir es bei unserer Aufnahme versprechen. Sind wir aber nicht so ganz von der Geschichte überzeugt, die uns in der Bibel von Jesus erzählt wird, haben wir damit vielleicht erstmal ein Problem. Das ging mir damals genauso, als ich zum Jungpfadfinder aufgenommen wurde. Erst danach irgendwann habe ich mich gefragt, was es überhaupt heißt, sein Leben nach Jesus Christus auszurichten. Und ich habe festgestellt, dass es möglich ist, ohne an die Wunderdinge zu glauben, die Jesus vollbracht haben soll.
Wenn wir Jesus als unser Vorbild nehmen – und das heißt ja, sein Leben nach ihm auszurichten – ist es doch egal, ob er all dies wirklich getan hat. Wichtig ist doch der Gedanke, der dahinter steht. Um Jesus nachzufolgen, brauchen wir aber keine Wunder- und Superkräfte. Jesus war ein Mensch, ein besonderer Mensch, der anders war als die anderen. Der offene Arme hatte für seine Mitmenschen, der Mitleid hatte mit ihnenund sein Möglichstes tat, um diesen Menschen zu helfen. Dazu musste er nicht immer „herumzaubern“ oft half er den Menschen ganz einfach, in dem er ihnen Zeit und Hoffnung schenkte und ihnen zuhörte. Er wollte die Welt verändern, zu einem besseren Ort machen. Er widersetzte sich gegen allzu strenge Regeln und machte die Dinge anders, neu und besser. Er tat dies, um den Menschen zu zeigen, dass es auch andere Wege geben kann außer Hass, Gier, Selbstsucht und was man sonst noch so als Übel in der Welt vorfinden kann. Er predigte Nächstenliebe und forderte die Menschen auf, auch ihre Feinde zu lieben. Man könnte sagen, Jesus war ein Held, vielleicht nicht so, wie wir uns heute Helden vorstellen, aber – so würde man heute vielleicht sagen – ein cooler Typ, den man sich gerne zum Vorbild machen kann.
Wenn wir diesem Vorbild folgen, und das tun wir ja irgendwie schon, indem wir versuchen, unsere Pfadfindergesetze zu befolgen, mehr oder weniger friedlich in unserer Stammes- und Sippengemeinschaft leben, uns für andere einsetzen, einander zuhören, respektieren oder gar gerne haben…dann bringen wir Licht in das Dunkel dieser Welt, so wie Jesus auch zum Licht der Welt wird. Und unter uns gesprochen: Ich glaube Jesus wäre ein überzeugter Pfadfinder gewesen, wenn es die damals schon gegeben hätte.
Passendes Lied dazu: Man sagt, er war ein Gammler (Der Gammler) von Andreas Malessa